Hallo.
Heute habe ich anlässlich der anstehenden Ostertage eine kleine Vorschau (modern gesprochen auch "Sneakpeek") für euch.
Nachfolgend findet ihr die erste Version des angedachten Prologs zu meiner im Juni erscheinenden Geschichte "Nebelsucher". Es ist nicht viel und verrät noch weniger, aber dennoch möchte ich euch das nicht vorenthalten. Viel Vergnügen.
Prolog
Tagebuch
Letzter Eintrag.
Ich bleibe keine Sekunde länger hier. Das kann nicht so bleiben. Bin ich wahnsinnig? Ich muss raus hier. Raus! Habe ich nicht alles versucht? Ich habe dieses Schicksal nicht verdient.
Etwas in meinem Inneren sagt: „Das kann nicht das Ende sein.“ Ich will nicht, dass es das Ende ist. Deshalb kehre ich nicht zurück. Ich werde einen Weg finden. Fort von hier. Einfach weg. Alles ist ein Albtraum. Das ist nicht der Tod. Die alte Frau hat es mir erzählt ... Die alte Frau im Nebel. Sie ist die einzige, der ich trauen kann. Die anderen, die Schatten und Monster, die Schemen in der Dunkelheit, die immer näher gekrochen kommen, die haben nur ein Ziel. Sie kommen jede Nacht näher heran. Wenn man genau aufpasst, kann man sie zähnefletschend und mit den Kiefern mahlend in der Dunkelheit hören, knurrend und geifernd. Ich bin längst sicher: Bald werden sie da sein, um mich zu fressen. Sie kommen, um mich zu verschlingen! Jeden Hinweis auf mich und mein Dasein vom Antlitz dieser menschenleeren Erde tilgen, das ist der einfache Plan.
Aber so einfach werde ich es ihnen nicht machen! Ich werde nicht bleiben, um auf das böse Ende zu warten ... Ich … ich werde es finden … und dann … mit ihm … mit ihm werde ich … Ach, egal! … Das ist das einzige Ziel, das mir noch bleibt … meine einzige Chance auf etwas … etwas … ein Gefühl … ja, ein Gefühl, das ich hier vergessen habe. Alles, was davon übrig ist, ist der feine Schatten einer verblassenden Hoffnung. Aber worauf?
Ich weiß nicht mehr...
Versteht mich doch bitte! Dies ist die Hölle und die Hölle lässt die Dinge verschwinden, radiert sie aus dem Bewusstsein, damit am Ende, wenn die Monster zum Festmahl kommen, nichts als eine willenlose Hülle übrig ist...
„Noch ist es nicht soweit. Noch nicht!“... Ich mag zwar tot sein und auch dem Wahnsinn verfallen, denn ich klammere mich womöglich an Strohalmen fest, die giftige Schlangen kurz vor dem Zubeißen sind, aber aufgeben werde ich nicht. Niemals! Kämpfen werde ich. Kämpfen für mich und für jemanden … jemanden, dessen Namen ich bereits vergessen habe. Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern. Doch darauf kommt es nicht an …
Ein Funken … ein einzelner blitzender Lichtpunkt in der Dunkelheit … Wunderschön …Doch es bleibt nicht lange. Schon ist es wieder fort. Alles Gute wird ausgelöscht. Getilgt, bis nichts mehr bleibt. Nichts …
Ich bleibe hier nicht … Nein … Sollen sie kommen, aber ich werde dann fort sein. Gegangen an einen besseren Ort. Alles ist besser als die Hölle. Meine Hölle … eine grausame, neblige Einöde voller Monster im Schatten.
Kapitel 1
Eine Begrüßung
Hallo. Stellen Sie sich doch bitte einmal vor, Sie säßen auf einem Stuhl in einem ansonsten leeren Raum. Die Wände sind karg und weiß - oder grau, ganz wie sie wollen. Es gibt nichts. Nichts, das ihr Interesse wecken könnte. Und so sitzen Sie dort und beschäftigen Sie sich mit einer einzigen Frage.
Wie sieht meine persönliche Hölle aus?
Wie wäre ihre Antwort? Was kommt Ihnen beim Grübeln über das ewigwährende Fegefeuer in den Sinn? Oder wissen Sie es vielleicht sogar?
Hätten Sie mich vor einiger Zeit danach gefragt, ich hätte mir mit dem Zeigefinger an den Kopf getippt und Sie für unzurechnungsfähig erklärt. Ganz einfach, weil ich es mir kaum hätte vorstellen können. Und wenn es Ihnen ähnlich geht, ist das gar nicht schlimm. Auch ich habe mir diese Frage zuvor nie gestellt. Weshalb auch? Wenn man es rational betrachtet, ist es eine dumme Frage. Eine Frage, die impliziert, dass man an Gott, den Teufel, Himmel und Hölle und den ganzen übernatürlichen Quatsch mit dem Leben nach dem Tod glaubt. Als überzeugter Ungläubiger habe ich in meinem Leben nie eine Sekunde damit verschwendet. Für mich war immer klar: Wenn man stirbt, ist es vorbei. Das war meine Überzeugung. Es ist ein ewiges Mantra, das immer wieder klar macht, dass ein Leben nach dem Leben rein logisch ausgeschlossen ist. Ich finde, man kann gut damit leben. Man kann diese schwerwiegende Frage sodann zu den Akten heften und sich einfach auf anderes konzentrieren. Und wenn es dann an der Zeit ist, den Löffel abzugeben, dann tut man es halt, um für immer vom Antlitz der Welt zu verschwinden. Ein Name auf einem Grabstein und ein paar Erinnerungen werden bleiben, ein wenig die Zeit überdauern und das war’s.
Wenn ich in dieser Sekunde daran denke, wünschte ich, ich würde Ihnen nachfolgend nicht erzählen, was mich davon abgebracht hat, diese herrlich einfache Denke beizubehalten. Denn ich mag sie, weil sie keinen Spielraum für Fantastereien und dergleichen lässt. Leider ist sie schlichtweg falsch. Das Ende ist nicht das Ende. Es ist nur das Vorspiel für Schlimmeres. Schlimmer, als sie es sich jemals ausmalen könnten…
»Der Mann ist verrückt«, höre ich schon einige rufen und auch das mag in gewisser Weise stimmen. Nach allem, was mir widerfahren ist, bin ich nicht sicher, ob in meinem Oberstübchen tatsächlich noch jede Tasse richtig im Schrank steht. Darum jedoch geht es nicht … Es geht um … Es … Ich merke, ich schweife ab. Also zurück zum eigentlichen Thema.
Ich bat Sie gerade eben darum, sich vorzustellen, wie Ihre eigene Hölle aussieht. Haben Sie mittlerweile ein Bild davon? Ja? Gut. Und wenn nicht, ist das nicht schlimm. Denn ich werde Ihnen jetzt erzählen, wie meine persönliche Hölle aussieht. Nicht etwa, weil ich mir das so vorstelle, sondern, weil ich weiß, dass sie so ist, wie ich sie schildern werde. Woher ich das weiß? Woher ich … Woher?! Verzeihen Sie mir, dass ich lachen muss. Bitter und mit zusammengepressten Lippen, aber doch lache ich. Hören Sie gut hin. »Hahaha!«
Die Antwort auf diese Frage ist so simpel, dass ich sie Ihnen entgegenspucken möchte.
»Ich war dort!«, lautet sie. Ich war tot … und vielleicht bin ich das teilweise noch immer. Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau. Weshalb ich hoffe, dass die folgende Erzählung auch mir dabei helfen wird, festzustellen, ob ich vollends den Verstand verloren habe. Wollen Sie also so freundlich sein, mich zu begleiten? Ja? Ich würde mich freuen, wenn wir es gemeinsam herausfinden.
Robert Bauer
So, das wäre es fürs Erste. Ich hoffe, ihr seid schon gespannt auf den Rest der Geschichte. Ich bin es jedenfalls, denn sie ist noch nicht fertig :-D
Liebe Grüße
und bis die Tage
Christian
Heute habe ich anlässlich der anstehenden Ostertage eine kleine Vorschau (modern gesprochen auch "Sneakpeek") für euch.
Nachfolgend findet ihr die erste Version des angedachten Prologs zu meiner im Juni erscheinenden Geschichte "Nebelsucher". Es ist nicht viel und verrät noch weniger, aber dennoch möchte ich euch das nicht vorenthalten. Viel Vergnügen.
Prolog
Tagebuch
Letzter Eintrag.
Ich bleibe keine Sekunde länger hier. Das kann nicht so bleiben. Bin ich wahnsinnig? Ich muss raus hier. Raus! Habe ich nicht alles versucht? Ich habe dieses Schicksal nicht verdient.
Etwas in meinem Inneren sagt: „Das kann nicht das Ende sein.“ Ich will nicht, dass es das Ende ist. Deshalb kehre ich nicht zurück. Ich werde einen Weg finden. Fort von hier. Einfach weg. Alles ist ein Albtraum. Das ist nicht der Tod. Die alte Frau hat es mir erzählt ... Die alte Frau im Nebel. Sie ist die einzige, der ich trauen kann. Die anderen, die Schatten und Monster, die Schemen in der Dunkelheit, die immer näher gekrochen kommen, die haben nur ein Ziel. Sie kommen jede Nacht näher heran. Wenn man genau aufpasst, kann man sie zähnefletschend und mit den Kiefern mahlend in der Dunkelheit hören, knurrend und geifernd. Ich bin längst sicher: Bald werden sie da sein, um mich zu fressen. Sie kommen, um mich zu verschlingen! Jeden Hinweis auf mich und mein Dasein vom Antlitz dieser menschenleeren Erde tilgen, das ist der einfache Plan.
Aber so einfach werde ich es ihnen nicht machen! Ich werde nicht bleiben, um auf das böse Ende zu warten ... Ich … ich werde es finden … und dann … mit ihm … mit ihm werde ich … Ach, egal! … Das ist das einzige Ziel, das mir noch bleibt … meine einzige Chance auf etwas … etwas … ein Gefühl … ja, ein Gefühl, das ich hier vergessen habe. Alles, was davon übrig ist, ist der feine Schatten einer verblassenden Hoffnung. Aber worauf?
Ich weiß nicht mehr...
Versteht mich doch bitte! Dies ist die Hölle und die Hölle lässt die Dinge verschwinden, radiert sie aus dem Bewusstsein, damit am Ende, wenn die Monster zum Festmahl kommen, nichts als eine willenlose Hülle übrig ist...
„Noch ist es nicht soweit. Noch nicht!“... Ich mag zwar tot sein und auch dem Wahnsinn verfallen, denn ich klammere mich womöglich an Strohalmen fest, die giftige Schlangen kurz vor dem Zubeißen sind, aber aufgeben werde ich nicht. Niemals! Kämpfen werde ich. Kämpfen für mich und für jemanden … jemanden, dessen Namen ich bereits vergessen habe. Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern. Doch darauf kommt es nicht an …
Ein Funken … ein einzelner blitzender Lichtpunkt in der Dunkelheit … Wunderschön …Doch es bleibt nicht lange. Schon ist es wieder fort. Alles Gute wird ausgelöscht. Getilgt, bis nichts mehr bleibt. Nichts …
Ich bleibe hier nicht … Nein … Sollen sie kommen, aber ich werde dann fort sein. Gegangen an einen besseren Ort. Alles ist besser als die Hölle. Meine Hölle … eine grausame, neblige Einöde voller Monster im Schatten.
Kapitel 1
Eine Begrüßung
Hallo. Stellen Sie sich doch bitte einmal vor, Sie säßen auf einem Stuhl in einem ansonsten leeren Raum. Die Wände sind karg und weiß - oder grau, ganz wie sie wollen. Es gibt nichts. Nichts, das ihr Interesse wecken könnte. Und so sitzen Sie dort und beschäftigen Sie sich mit einer einzigen Frage.
Wie sieht meine persönliche Hölle aus?
Wie wäre ihre Antwort? Was kommt Ihnen beim Grübeln über das ewigwährende Fegefeuer in den Sinn? Oder wissen Sie es vielleicht sogar?
Hätten Sie mich vor einiger Zeit danach gefragt, ich hätte mir mit dem Zeigefinger an den Kopf getippt und Sie für unzurechnungsfähig erklärt. Ganz einfach, weil ich es mir kaum hätte vorstellen können. Und wenn es Ihnen ähnlich geht, ist das gar nicht schlimm. Auch ich habe mir diese Frage zuvor nie gestellt. Weshalb auch? Wenn man es rational betrachtet, ist es eine dumme Frage. Eine Frage, die impliziert, dass man an Gott, den Teufel, Himmel und Hölle und den ganzen übernatürlichen Quatsch mit dem Leben nach dem Tod glaubt. Als überzeugter Ungläubiger habe ich in meinem Leben nie eine Sekunde damit verschwendet. Für mich war immer klar: Wenn man stirbt, ist es vorbei. Das war meine Überzeugung. Es ist ein ewiges Mantra, das immer wieder klar macht, dass ein Leben nach dem Leben rein logisch ausgeschlossen ist. Ich finde, man kann gut damit leben. Man kann diese schwerwiegende Frage sodann zu den Akten heften und sich einfach auf anderes konzentrieren. Und wenn es dann an der Zeit ist, den Löffel abzugeben, dann tut man es halt, um für immer vom Antlitz der Welt zu verschwinden. Ein Name auf einem Grabstein und ein paar Erinnerungen werden bleiben, ein wenig die Zeit überdauern und das war’s.
Wenn ich in dieser Sekunde daran denke, wünschte ich, ich würde Ihnen nachfolgend nicht erzählen, was mich davon abgebracht hat, diese herrlich einfache Denke beizubehalten. Denn ich mag sie, weil sie keinen Spielraum für Fantastereien und dergleichen lässt. Leider ist sie schlichtweg falsch. Das Ende ist nicht das Ende. Es ist nur das Vorspiel für Schlimmeres. Schlimmer, als sie es sich jemals ausmalen könnten…
»Der Mann ist verrückt«, höre ich schon einige rufen und auch das mag in gewisser Weise stimmen. Nach allem, was mir widerfahren ist, bin ich nicht sicher, ob in meinem Oberstübchen tatsächlich noch jede Tasse richtig im Schrank steht. Darum jedoch geht es nicht … Es geht um … Es … Ich merke, ich schweife ab. Also zurück zum eigentlichen Thema.
Ich bat Sie gerade eben darum, sich vorzustellen, wie Ihre eigene Hölle aussieht. Haben Sie mittlerweile ein Bild davon? Ja? Gut. Und wenn nicht, ist das nicht schlimm. Denn ich werde Ihnen jetzt erzählen, wie meine persönliche Hölle aussieht. Nicht etwa, weil ich mir das so vorstelle, sondern, weil ich weiß, dass sie so ist, wie ich sie schildern werde. Woher ich das weiß? Woher ich … Woher?! Verzeihen Sie mir, dass ich lachen muss. Bitter und mit zusammengepressten Lippen, aber doch lache ich. Hören Sie gut hin. »Hahaha!«
Die Antwort auf diese Frage ist so simpel, dass ich sie Ihnen entgegenspucken möchte.
»Ich war dort!«, lautet sie. Ich war tot … und vielleicht bin ich das teilweise noch immer. Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau. Weshalb ich hoffe, dass die folgende Erzählung auch mir dabei helfen wird, festzustellen, ob ich vollends den Verstand verloren habe. Wollen Sie also so freundlich sein, mich zu begleiten? Ja? Ich würde mich freuen, wenn wir es gemeinsam herausfinden.
Robert Bauer
So, das wäre es fürs Erste. Ich hoffe, ihr seid schon gespannt auf den Rest der Geschichte. Ich bin es jedenfalls, denn sie ist noch nicht fertig :-D
Liebe Grüße
und bis die Tage
Christian